Aus dem Leben von Hans Wulz
Kriegsjahre und Nachkriegszeit
Im Juli 1940 wurde Hans zur Deutschen Wehrmacht nach Frankreich eingezogen. Dies war ihm äußerst zuwider, zumal er sich gerade in seinem neuen Atelier schön eingerichtet hatte. Hans war nie ein politischer Mensch. Die dramatischen Umwälzungen in jenen Jahren wollte er nicht an sich heranlassen und sich einzig mit seiner Kunst beschäftigen.

Zu Kriegsbeginn wurden erst die älteren Jahrgänge einberufen, die keinerlei militärische Ausbildung besaßen. Mit Hans zusammen rückten überwiegend „akademische“ Berufsgruppen wie Büroangestellte, Verkäufer, Akademiker, Künstler, etc. zur Ausbildung in Versorgungs- und Nachrichtendiensten. 

Hans wurde gleich zur deutschen Besatzung nach Frankreich versetzt, Zielort war Vannes im Verstärkeramt. Dort angekommen, hatte Hans sehr oft die Möglichkeit, zu malen. Er versah bloß den normalen Telefondienst, an die Geräte durfte aber er nicht. Er war in Technik ein völlig unbegabter Mensch. Nach einigen Beanstandungen nach Inspektionen wegen seiner "Klekserei" und der mit Farbe verschmutzten Dienstbekleidung trat Beruhigung ein. Hans Vorgesetzter begann sich für Hans´Talent zu interessieren. Der junge "verrückte Maler" malte ein Portrait von ihm und ab diesem Zeitpunkt wurde seine künstlerische Freizeitaktivität stets toleriert.
 
 


 
 
 
 

"Der Friede", Triptychon," Öl auf Leinwand, 1941



Von Vannes wurde Hans nach ca. 2jährigem Aufenthalt 1943 fern ab der Front nach Nantes versetzt. Immer, wenn ein Gemälde fertig war, gab es Hans einem Heimaturlauber mit. Frau Rosa bewahrte die Bilder dann im Keller auf, um sie vor Bombenangriffen zu schützen.

In Nantes schuf Hans ein großes Ölgemälde "Der Sieg des Lichtes", in dem sein tiefer Wunsch nach einer baldigen Beendigung des Krieges widerspiegelt. Nach einem Bombenangriff auf das Soldatenheim konnte er dieses Gemälde zwar völlig verstaubt jedoch unversehrt aus dem stark zerstörten Gebäudetrakt bergen.
 
 

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"Sieg des Lichtes", Öl auf Leinwand, 130 x 200, 1943

 
 

Auf einer Postkarte, die Hans aus Nantes an seine Frau Rosie sandte, hatte er dieses schlimme Ereignis dokumentiert. Auf der Karte ist der Place Royale abgebildet. Links im Bild sieht man das ehemalige Soldatenheim. Mit den Pfeilen hat Hans Wulz den Einschlag der Bomben markiert. Auf der Rückseite der Karte schreibt er: "Alles kaputt, bis auf die Staffelei mit dem 'Reiter'. War nur mit Staub bedeckt".
 
 

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Eine Postkarte aus Nantes mit dem Place Royale an seine Frau Rosie

 
 

Ab 1944 war Hans Kriegsgefangener der Engländer. Aus dem englischen Gefangenenlager existieren viele Skizzen und Zeichnungen von Kameraden. Von einem englischen Offizier erfuhr Barbara Chadwick, eine englische Farmersfrau, daß im Lager ein Kunstmaler lebt. Sie fordert ihn als Landarbeiter an. Hans brauchte jedoch nicht auf der Farm zu arbeiten. Dort malte er die ganze Familie, schuf große Ölbilder und Portraits. Man stellte ihm sogar ein kleines Atelier zur Verfügung und es ging ihm als „englischer Kriegsgefangener“ sehr gut. Zwischen seiner und der Familie seiner Gönner bestand ab nun eine lebenslange Freundschaft.



Januar 1946: Hans während der englischen Kriegsgefangenschaft (im wahrsten Sinne des Wortes) als Gast bei Familie Chadwick auf deren Landgut. Ganz rechts Hans auf dem Schlepper, links vor ihm Dick, der Mann von Barbara Chadwick, die beiden Jungen, Peter (oben) und Jeff (unten) sind die beiden Söhne der Chadwicks.



Hans beim Malen in der englischen Kriegsgefangenschaft



Trotz seiner ungebremsten künstlerischen Aktivitäten in den Kriegsjahren und selbst als Kriegsgefangener hemmten seine Zeit als Soldat seine weitere künstlerische Entwicklung. In dieser Zeit sehnte er sich stets nach zu Hause und nach seiner Kunstwerkstatt, seinem großzügigen und hellen Atelier in der Wiener Gumpendorferstraße. 
 
 

Hans Wulz in seinem Atelier in der Gumpendorferstrasse, 1941
 

Heimkehr und Nachkriegszeit 

Rosa, Hans Frau, empfing ihren Mann, den Heimkehrer, im Atelier. Es läutete und sie wartete, bis er eintrat. Er hatte die alte Wehrmachtsuniform an, auf dem Rücken waren groß die Buchstaben P. W. aufgedruckt (”prisoner of war”). Hans war sehr glücklich. Sein Atelier war nicht zerstört, lediglich ein paar Fensterscheiben waren gebrochen. Er selbst war völlig unverletzt und gesund. 

Kaum wieder zu Hause, begann er mit seiner Arbeit. In den Jahren 1946/47 waren die Heimkehrertransporte aus den verschiedenen Kriegsgefangenenlagern. Deren Ankunft war meist auf den Südbahnhof. Hans fand sich gelegentlich dort ein und machte Skizzen, Wiedersehensszenen zwischen Anverwandten. Diese berührten ihn zutiefst. Immer wieder Skizzen zum größten Teil mit persönlichen Studien. Schließlich versäumte Hans kaum einen Heimkehrertransport. All diese zahlreichen Skizzen verwertete er in  seinem großen Gemälde mit dem Titel „Heimkehr“. 

1947 ist er häufig auf Motivsuche in seiner zweiten Heimatstadt, der stellenweise zerstörten und sich im Wiederaufbau befindlichen Stadt Wien. Er malt ganze Serien von Aquarellen und fertigt Zeichnungen von Straßenzügen und öffentlichen Gebäuden der Stadt an. Alle diese Gemälde sind Zeitdokumente. Durch seine Malerei hatte Hans, als sehr in sich gekehrter und introvertierter Mensch die schlimmen Eindrücke des Krieges zu bewältigen versucht. 

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Wien, teilweise zerstörte Oper, Öl auf Leinen, 100 x 120, 1948

 
 

Sein früherer Arbeitgeber, die Druckerei Steyrermühl wurde vom kommunistischen ”Globus-Verlag übernommen und mußte Hans Wulz mit einer kleinen Abfindung entlassen. 1947 bekam er eine Anstellung im Atelier Koszler im ersten Bezirk als Graphiker für Reklame. Für Hans war dies ein schwer akzeptabler Kompromiß. Dies akzeptierte er eine Weile so, aber es war nicht das Richtige für ihn. 

In dieser unbefriedigenden Situation hatte seine Frau Rosa die Idee, Hans solle doch Bücher illustrieren. Dieser Vorschlag aber schien ihn eher zu kränken als Hoffnung zu erwecken. Durch emsiges Anfragen bei diversen Verlagen tat sich nun eine neue Möglichkeit eines Broterwerbs auf. Im Österreichischen Bundesverlag zeigte man sich sehr interessiert. Der Direktor gab Hans den ersten Illustrationsauftrag zum Buch von Gertrude Bachmann, “Singen und Sagen”. Nach und nach kamen weitere Verlage als Auftraggeber hinzu: Breitschopf, Überreuther, Jugend & Volk, Willi Forst, Kremayr & Scheriau, Buchgemeinschaft Donauland. Insgesamt illustrierte Hans ca. 50 Jugendbücher und zahlreiche Ausgaben der Serie “Kleines Jugendrotkreuz” und “Junges Volk”
 
 

Aufname in die Gesellschaft Bildender Künstler im Wiener Künstlerhaus

Während des Krieges gab es 1943 in München im ”Haus der Dt. Kunst” Kunstausstellungen. Hans Frau Rosa versuchte, dort Werke von Hans zur Ausstellung einzureichen, jedoch erfolglos. Die eingereichten Gemälde kamen retour. Nach einiger Zeit versuchte es Rosa im Wiener Künstlerhaus. Diesmal mit Erfolg. Die Bilder wurden angenommen und Rosa wurde zum Direktor bestellt. Es kam die Frage auf, warum Hans Wulz kein Mitglied des Künstlerhauses wäre und man wunderte sich über die Ablehnung in München. Rosa schilderte von den wiederholten Enttäuschungen von Hans über dessen stets mangelnder Anerkennung seiner Werke. 

Als Hans zurück aus der Kriegsgefangenschaft kam, stand nun die Türe im Künstlerhaus für ihn weit offen und er wurde 1948 als ordentliches Mitglied aufgenommen. 

Das Wiener Künstlerhaus war viele Jahre für Hans seine künstlerische Heimstätte. Er hatte dort viele Kollegen und die Kollegen wurden Freunde: Rudolf Keppel, der damalige Präsident, Herbert Stepan, Fritz Zerritsch, Max Pleban, Kurt Panzenberger, Rudolf Eisenmenger, Viktor Pippal, Karl Gunsam, und viele andere...
 
 

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